Seit 10 Jahren in aller Munde: unser Street Food Thursday

10-Jahre-SFT

Donnerstag kurz vor 17 Uhr: Einige Stände sind schon startklar, an anderen werden noch die letzten Vorbereitungen getroffen. Arepas werden gebraten, Pita wird gebacken, Naan wird ausgerollt. Immer der Nase nach unternehmen wir eine Weltumrundung: Von Pakistan nach Korea. Von Nepal nach Italien. Von Brandenburg über Ghana bis nach Kolumbien. Vehikel unserer Reise: Roti, Jianbing, Samosas, Okonomiyaki, Puff Puff, Baos, Burger und Backschwein. Statt in 80 Tagen in 5-15€ um die Welt.

Was der Stadt vor einer Dekade noch fremd war, ist integraler Bestandteil des kulinarischen Berlins geworden. Der Appetit auf Vielfalt hat den Geschmack der Stadt verändert, vom Imbiss bis in die gehobene Gastronomie. Wo außer-europäische Küchen lange in Asia-Nudel-Boxen unterschätzt und förmlich klein gehalten wurden, zeigen talentierte und ambitionierte Köch*innen heute Vielfalt, Qualität und essbare Geschichten, die in keine Box der Welt zu stecken sind: Phở macht den Berliner Winter erträglicher. Gute Bibimbaps sind aus Mittagspausen nicht mehr wegzudenken. Das Bành mì reiht sich neben Currywurst und Döner unter den Klassikern der Stadt ein und das sonntägliche Shakshuka lässt den biodeutschen Frühstückstisch recht blass erscheinen.

Seit dem überschäumenden Erfolg des ersten Street Food Thursdays vor 10 Jahren nehmen Begeisterung und Neugierde der Street Food Fans nicht ab. Bunte Vielfalt und hohe Qualität zeichnen seit der ersten Stunde das Angebot auf dem Street Food Thursday in der Markthalle Neun aus. Seit über sechs Jahren kuratiert Olivier Witzkewitz das kulinarische Treiben, das Berliner*innen und Besucher*innen aus der ganzen Welt schätzen. Bevor Bewerber*innen sich auf dem Markt ausprobieren dürfen, muss einiges klar sein: die besonders hohe Qualität der Zutaten, der herausragende Geschmack der Gerichte und der direkte Bezug zur präsentierten Kultur. Aber auch persönlich muss es passen: “Jede*n Street Food Händler*in laden wir vorher zur Verkostung und einem persönlichen Kennenlernen ein. Auf unserem Street Food Markt gibt es keine gesichtslosen Stände, hinter jedem Gericht steckt die Geschichte einer Person und die Leidenschaft für wirklich gutes Essen.”

Zudem ist der Street Food Thursday für viele ein niedrigschwelliger, gastronomischer Spielplatz. Hier finden innovative gastronomische Ideen Raum, ausprobiert zu werden. Mikrokosmos, z.B. haben hier erste Versuche gewagt, Insekten auf Berliner Teller zu bringen.”

Auf den donnerstäglich kulinarischen Reisen hat Berlin neue Freund*innen gefunden. Viele von ihnen, die vor Jahren mit einem kleinen Stand in der Markthalle Neun begonnen haben, betreiben heute ihre eigenen Gastronomien: Chungking Noodles, Mama Shabz, Chica Berlin, Koshary Lux, Son Kitchen, Holy Everest und viele mehr. Und das war die grundlegende Idee, wie Mitbegründerin Kavita Meelu erzählt: “Die anfängliche Vision des Street Food Thursday war es, einen Raum und Möglichkeiten für Menschen zu schaffen, die keinen formellen kulinarischen Hintergrund oder eine gastronomische Ausbildung haben. Menschen, die sich für gutes Essen begeisterten und ihren Weg in die Gastronomie finden wollten.” Menschen, die mit ihrem Essen Biografien erzählen, ihre Kindheit und ihre kulinarischen Erlebnisse, die sie von andernorts nach Berlin gebracht haben, auf den Teller zum Teilen bringen.

(Ganz nebenbei hat die Street Food Bewegung die alten Regeln von gestärkten weißen Tischdecken, Silberbesteck und steifem Servicepersonal in der konservativen Welt des Essengehens gebrochen. Ob ein Fettschnitzel im Nobelhart & Schmutzig und Bitterballen im Lode & Stijn ohne einen Street Food Thursday denkbar wären, sei zumindest dahingestellt. Die Übergänge zwischen Imbiss und Fine Dining sind verschwommener geworden, wie auch unsere Nachbar*innen vom Ma-Makan mit Berlins erstem Kopitiam zeigen: unkomplizierte Alltagsgerichte aus Singapur, Malaysia und Indonesien in so hervorragender Qualität, dass man sich zum Mittagessen fast ehrfürchtig die polierten Lackschuhe anziehen möchte.

Wo zwischen piekfeinen Restaurants und piefigen Imbissen vor 10 Jahren kaum Platz war, hat Street Food einen Raum gefüllt, der bunt, niedrigschwellig, locker, persönlich und vor allem eines ist: richtig lecker. Eine weitere Freundschaft, die aus der Street Food Bewegung entstanden ist: die Versöhnung kulinarischer Hoch- und Alltagskultur.

Und das ist doch auch auf echten Reisen das Schönste: die neuen Freundschaften, die Vertrautheit mit der einstmaligen Fremdheit, die geteilten Mahlzeiten und die erzählten Geschichten. Und genau darum geht es jeden Donnerstag beim Street Food Thursday in der Markthalle Neun.