Neues aus der Halle

Viele Türen hat die Halle

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Kürzlich, da haben wir einen Tag mit “Offenen Türen” gefeiert. Ob die Türen nicht eh offen sind? Klar, aber nicht ganz so weit wie an dem Tag. Denn da wurde eingeladen in den 134 Jahre alten Keller zu blicken, Produktionsräume von Metzgerei über Brauerei bis Bäckerei zu besuchen, gemeinsam mit Spitzengastronom*innen dieser Stadt über den Markt zu bummeln und die Geschichte und Gegenwart der Markthalle vollumfänglich zu erkunden.

Nicht nur waren alle Rundgänge, Produktionsbesuche und Marktbummel schon vorher ausgebucht – am Tag selbst haben wir viele Aktionen kurzerhand nochmal durchgeführt, weil so viele von Euch hinter die Kulissen der Markthalle Neun blicken wollten. Fast 8000 Besucher*innen sind nicht nur für den Wochenmarkt, sondern auch - oder vor allem - für die “Offenen Türen” in die Halle gekommen – mit mehr als 50 Programmpunkten für Groß und Klein!

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Schon unter der Woche öffneten wir die ersten Türen. Am Dienstag wurde feierlich die Ausstellung „Arbeitsort: Markthalle“ von Carla Ulrich eröffnet. Ihre Bilder zeigen, was hinter dem Marktgeschehen und oftmals verschlossenen Türen passiert – die Arbeit vor und nach den Öffnungszeiten. Sie hängen genau dort, wo sie entstanden sind: zwischen Ständen und in den Gängen.
Zur Eröffnung gab’s Führungen mit Carla, Hallenhäppchen – das, was all die Hände aus den Bildern mit Leidenschaft herstellen – und viele schöne Gespräche.

Diese Hände gehören übrigens zu über 400 Menschen, die in der Markthalle arbeiten – mit Wurzeln in dutzenden Ländern, mit unterschiedlichen Sprachen, Geschichten und Kulturen. Bei den “Offenen Türen” am Samstag stand genau das im Mittelpunkt: Begegnungen mit den Menschen, die den Markt ausmachen, und Einblicke in ihre Arbeitswelten.

Vielleicht entdeckt Ihr beim Rundgang durch die Ausstellung auch das Porträt von Gemüsehändler Peter, das Carla im August letzten Jahres aufgenommen hat. Es ist eines der letzten Bilder, die von ihm hier entstanden sind. Peter, unser langjähriger Freund und Hallenoriginal, hat an diesem Tag eine seiner letzten Schichten gearbeitet. Im Dezember hat er diese Welt verlassen. Ihm haben wir einen kleinen Altar gewidmet – ein stiller Ort des Gedenkens inmitten der Halle, seinem zweiten Zuhause.

Am Donnerstag dann der Heinzelcheesetalk mit Ursula Heinzelmann: eine Reise durch die regionale Käselandschaft – von der Prignitz bis zur Uckermark, von jungen Hofkäsereien bis zu Brandenburger Pionierbetrieben. Es ging um kurze Wege, lange Reifezeiten, besondere Menschen – und um die große Frage: Was heißt eigentlich „regional“ beim Käse? Vielleicht liegt die wahre Milchstraße ja doch irgendwo zwischen Oderbruch und Spree.

Milchige Geständnisse folgten am frühen Samstagmorgen von Billy Wagner. Beim Marktbummel verriet der Wirt des Nobelhart & Schmutzig seinen nächtlichen Milchdurst: eine Schnitte Brot mit Butter und ein Liter Milch vom Erdhof – das hilft immer, sagt er. Der radikale Regionalromantiker eröffnete vor über zehn Jahren gemeinsam mit Küchenchef Micha Schäfer (auch mit ihm ging es auf Marktbummel) das Restaurant, das Regionalität nicht nur ernst nimmt, sondern zur Haltung gemacht hat. Keine Zitrone, keine Olive, keine Kompromisse. Stattdessen ein klares Bekenntnis zu dem, was die Region hergibt – saisonal, handwerklich, direkt. Beim Bummeln mit Billy und Micha wurde deutlich: Echter Geschmack beginnt spätestens hier, auf dem Markt – aber eigentlich schon auf dem Acker.

Die Idee, dass Saison und Region den Speiseplan bestimmen, teilten auch Amelie und Alan vom benachbarten Studio Schmaus. Ihr Marktbummel eröffnete den Tag und folgte derselben Logik: Das Kochen beginnt beim Einkauf – und der findet fast ausschließlich auf Märkten statt. Was verfügbar ist, entscheidet, was am Ende auf den Tisch kommt. Gemeinsam ging es dann von Stand zu Stand, zu kräftigem Käse von Alte Milch, knackigem Gemüse aus der Wilden Gärtnerei und kernigen Gewürzen aus Werners Kräutergarten. Amelie erklärte, warum Heggelbach- und Deichkäse die perfekte Kombi für ihre legendäre Käsesauce sind, während Alan sich in der Zwischenzeit wie üblich ein Fischbrötchen von Frisch Gefischt gönnte – und geduldig wartete, bis Amelie sich mit den Teilnehmenden bei Werner oder Roberto ausgequatscht hatte. Mit Alan ging’s dann noch zu Sylvain von Drunk by Nature – denn im Hause Schmaus darf es gern natürlich sprudeln!

Währenddessen bekam die Kochschule Neun Besuch aus der Berliner Spitzengastronomie. Zusammen mit Lode van Zuylen – ja, dem Lode von Lode & Stijn und dem Remi – wurde kurzerhand die Fritteuse angeschmissen. Mit einem Schwung kleiner Marktbummler ging’s erst zum Einkauf durch die Halle und dann rüber auf die Eisenbahnstraße. Dort brutzelten sie goldene Pommes – natürlich mit Mayonnaise der Extraklasse (also einfach richtig gute selbstgemachte Mayo).

Und wo wir gerade bei einfach und gut sind: Auch in der Kantine Zukunft standen den ganzen Tag die Türen offen. Besucher*innen konnten am eigenen Leib erschmecken, wie gut Berliner Kantinenessen sein kann. Kantinen-Expertin Dinah Hoffmann und Küchen-Trainer Karsten Schwarzenberg luden ein, Fragen zu stellen, einen Blick in die Trainingsküche zu werfen – und natürlich zu verkosten, woran hier tagtäglich seit 2019 gearbeitet wird: an einer qualitativen Weiterentwicklung der städtischen Gemeinschaftsgastronomie: Schmackhaft, attraktiv und zukunftsweisend.

Wo die Türen sonst verschlossen bleiben, haben wir sie an dem Tag weit aufgemacht. Bei „Offene Türen“ konntet Ihr dorthin, wo sonst nur produziert wird: zu Wurst, Bier, Brot und Kuchen direkt an die Entstehungsorte. Mit Anne ging’s hinab in die Keller-Konditorei der Goldmond Bakery, mit Johannes in die Heidenpeters-Brauerei, mit Martin in die Kumpel & Keule-Metzgerei und mit Florian auf die Domberger-Brotbrücke. Alfredo zeigte den Pizza-Ofen von Sironi, Angelo die Pasta-Werkstatt von Mani in Pasta, John von Frisch Gefischt ließ Euch hinter die Fischtheke blicken, Tobias öffnete den Räucherofen von Big Stuff BBQ – und mit Benito und Philipp von Mondhügel wurde sogar der Gin des Lebens gesucht.

Danke, dass Ihr da wart, mit offenen Augen, Ohren und Herzen. Danke fürs Fragen, Staunen und Mitmachen. Denn genau das ist die Markthalle Neun: Ein lebendiger Ort, an dem Lebensmittelkultur erfahrbar wird – als Marktplatz, Produktionsstätte, Lernort und Treffpunkt. Hier treffen sich Menschen, die backen, brauen, metzgern – und solche, die das genießen. Nachbar*innen, die einkaufen, und Gäste von überall, die frisches Brot, knackiges Gemüse und vielfältige Küchen lieben. Menschen, die gemeinsam essen, zusammen lernen und entdecken, wie Lebensmittel entstehen – genau wie an jenem Tag der „Offenen Türen“.

Gemeinschaft rund ums Lebensmittel – so wächst und lebt sie, unsere Markthalle. Jeden Tag mit offenen Türen und offenen Herzen.

P.S.: Wer’s verpasst hat – keine Sorge! “Offene Türen” gibt’s im nächsten Jahr wieder. Wir halten Euch auf dem Laufenden. 

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