Aus gutem Grund

karpfen.jpg

Vielleicht kommt ja ein*e von Euch aus Deetz, aus Heilshoop oder Röttenbach bei Erlangen. Dann jedenfalls wäre der Karpfen einmal das Tier in Eurem Stadtwappen gewesen. Was auf die lange Tradition verweist, die der Cyprinus carpio hierzulande als Speise- und damit auch Zuchtfisch hat. Beliebtes Vorweihnachtsritual: der lebende Karpfen in der deshalb außer Betrieb genommenen Familienbadewanne. In der DDR gab es darüber sogar einen Weihnachstfilm: Der große Karpfen Ferdinand. Es ist eben so, dass der Karpfen ein Gründler ist und deshalb ausgründeln, also all das Erdige der Fluss- oder Seeböden erst einmal endgültig verdauen sollte. Deshalb die Badewanne. Aber das ist eine Tradition, die – wie auch der Karpfen Blau, ein typisches Silvestergericht aus der Lausitz – etwas ins Abseits geraten ist. Wenn auch die Regionalpresse das Gegenteil behauptet.
Wir behaupten: Esst mehr Karpfen. Er wird regional gezüchtet, was weite Transportwege spart und die überfischten Weltmeere, zumal den Nordatlantik, in Ruhe lässt. Für das Ökosystem ist das vorteilhaft, weil Karpfenteiche zu den artenreichsten Biotopen in Europa zählen. Der Karpfen ist außerdem ein sehr genügsamer Fisch, der nur Pflanzen, Algen und Kleintiere frisst. Er muss, selbst in der Zucht, nicht zusätzlich gefüttert werden. Kurzum. Er hat die beste Ökobilanz unter den Fischen. Und wem Karpfen Blau nun nicht ganz Grün ist: In der chinesischen Küche ist der Karpfen der beliebteste Speisefisch. Und in der Brandenburger Küche von Vadim Otto Ursus im Prenzlauer Berg kommt der regionale Karpfen in einer lokalen Hühnerbrühe auf die Teller. Womit auch noch eine herzliche Restaurantempfehlung ausgesprochen wäre.