Archivar und Avantgarde

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Zugegeben, um das erdige Trahana zu kosten, für das die Körner erst dierkt im Lokal in alten Steinmühlen gemahlen werden, muss an dann doch ins Mullixhiu reisen. Jenem Restaurant in der albanischen Hauptstadt, dessen Küchenchef Bledar Kola auf eine sympathisch bodenständige Weise beides gleichzeitig ist: Ethnologe einer bäuerlich-handwerklichen Küche seiner Heimat und doch auch ein entschlossener Protagonist einer zeitgenössischen Produktküche. Wobei das Trahana, die albanische Variante des Risotto, sozusagen für beides steht. Und mehr noch für sich selbst. Ursprünglich war Bledar Kola als Tellerwäscher nach London gegangen. Um in der Ferne nicht nur das Handwerk des Kochens zu entdecken, sondern auch die Nähe zur Küche seines Heimatlandes. Rezepte die man dank „Die neue albanische Küche“, erschienen im Berliner Insel-Verlag,  nachkochen kann: Tempura-Köfte mit Pflaumensauce, Blaubeerpasta. Es ist eine ehrliche bäuerliche Küche, für die die Berliner Lebensmittelbiografin Ursula Heinzelmann eine ganz und gar unkitschige Sprache findet. Und wem das Trahana nun gar nicht aus dem Kopf geht, zum eat Berlin Festival im kommenden März kommt Bledar Kola für einen Abend ins Nobelhart & Schmutzig. Unsere kulinarische Buchempfehlung des Herbstes.