Zum Anbeißen

Zum Anbeißen

Fast schien es so, als hätte das Eclair seine großen Tage hinter sich. Denkt man an die dick mit Creme gefüllten und mit fast genauso dicker Schokoglasur bestrichenen Teilchen, macht sich vor allem eines breit: ein unbestimmt nostalgisches Gefühl. Wo würde man hin, wenn einen in Berlin die große Eclairlust packt? Am besten wohl in den nächsten Zug nach Paris. So war es zumindest bisher. Wie so vieles feines Süßes, gehört das Eclair zum Kanon der klassischen französisches Pâtisserie: Brandteig, Crème Pâtissière, Ganache. Das Eclair ist sowas wie die schicke französische Verwandte des deutschen Windbeutels.
Und plötzlich steht sie wieder in der Tür. Zu verdanken haben wir dieses Comeback zweien, deren große Leidenschaft eigentlich dem Eis gilt. Daniella Barriobero und Guadalupe Eichner, zwei Freundinnen, die über Umwege aus Venezuela nach Berlin gekommen sind und die uns als Waffel oder Becher schon seit ein paar Sommern mit ihren ganz und gar wunderbaren Eiskreationen beglückt haben. Im Mittelpunkt stehen dabei immer die Grundprodukte: handgemachtes Karamell, Haselnüsse aus dem Piemont und, darüber freuen sie sich besonders, Kakao aus Venezuela. Aufs Eclair sind sie bei ihrer Suche nach etwas gekommen, das den Geschmack der ausgetüftelten Kombinationen in den Winter übersetzt und haben einfach mal drauflos gebacken. Das allerdings, erinnert sich Daniella, ging ziemlich nach hinten los. Aber so leicht wollte sie, die extra eine Gelatiere Ausbildung in Italien gemacht hatte bevor es mit dem Eis losging, nicht aufgeben und hat sich Hilfe gesucht: Bei Joakim Pratt von Maître Choux , der sich gleich ganz auf Brandteig spezialisiert hat.
Es hat geholfen. Den ganzen Winter über nun gab es in ihrem Laden in den Hackeschen Höfen Eclairs: Canal Berlin war geboren. Und das Eclair kann mehr als Crème Pâtissière: Pistaziencreme, weiße Schokolade mit Passionsfrucht, Kaffee-Ganache – man hat den beiden die Lust am Ausprobieren angemerkt. Und trotzdem hat der Erfolg ihres Winterexperiments sie ziemlich überrascht. In ihrer Küche lassen sich pro Tag nicht mehr als 200 Eclairs produzieren – und nebenher auch noch Eis zu machen, das ist bei soviel Handarbeit nicht zu schaffen. Auch beim Naschmarkt letzten Sonntag, beim dem Daniella auf der Bühne ihr Handwerk gezeigt hat, waren die Eclairs als erstes weg. Bevor sie nun aber bis Oktober ganz verschwinden: Eine allerletzte Chance sie zu probieren habt Ihr noch. Extra für die Osterausgabe des Breakfast Markets am Sonntag, haben sie, trotz beginnender Eissaison (und, ja, darauf freuen wir uns ja auch) nochmal welche gemacht. Ostereclair statt Osterei, das wär doch mal was.

Canal Berlin
Hackesche Höfe
Rosenthaler Str. 40 Hof 1
10178 Berlin

und

Spandauer Str. 2
10178 Berlin