Die Graue Woche

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Es gibt so genannte Industriemessen. Die Hannover Messe oder die IAA sind eben eine solche. Klar. Nun, wir werden wohl künftig dazu übergehen, auch die Internationale Grüne Woche eine Industriemesse zu nennen. Oder was hat eine vegane Wurst von Nestlé, Markennamen Garden Gourmet (the „incredible Wurst"), noch mit Landwirtschaft zu tun? Kurzum: Die Grüne Woche 2020 wird in der Chronik dieser ohnehin schon lange eigenatig naturfernen Veranstaltung als jene benannt werden müssen, auf der sich gerade die globalen Konzerne zu einer sogenannten Nachhaltigekit bekannt haben, und doch weitest entfernt von dieser waren. Auf der Slogans, wie vegan, vegetarisch, naturnah zu Industrieprodukten verkamen. Überall nur noch radikal verarbeitete Lebensmittel. So etwas wie „Käse" beispielsweise – aus Mandelproteinen. Und dabei geht es den Großkonzernen, die Rügenwalder Mühle hat es vorgemacht, nicht einmal um einer andere Ernährung, sondern schlicht eine noch einmal günstigere Produktion.
Das es auch anders geht und noch wichtiger, dass viele wollen, dass es eben anders gehen soll, zeigt derweil diese Zahl: Nach Angaben der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) lag der Gesamtumsatz der regionalen Bio-Branche im vergangenen Jahr bei 580 Millionen Euro, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von zehn Prozent. Die Nachfrage scheint also da. Das Nachfragen und Nachdenken auch. Bis dahin, also bis zu Ernährunsgwende, sollten wir uns an eine Satz von Michael Pollan halten: „Esse nur Dinge, die Deine (Ur-)Großmutter auch als Lebensmittel erkannt hätte." Radikal verarbeitete vegane Currywürste zählen wohl eher nicht dazu.
(Fotos: © Messe Berlin GmbH)