Ackern für Veränderung

Wir haben es satt-Demo_19.01.2019-212_quer.jpg

Vor wenigen Wochen sorgte diese Nachricht, nein, sie sorgte eben gerade nicht für Schlagzeilen, sondern wurde einzig in der Fach- und Branchenpresse vor allem der kleinteilig-biologischen Landwirtschaft notiert: Der ehemalige Präsident des Thüringer Bauernverbandes Klaus Kliem hat seinen Betrieb veräußert. Ein Betrieb, der zum einen 4500 Hektar groß war, man sollte ganz unbedingt nicht mehr Bauernhof dazu sagen. Vor allem aber wurde besagte Geithainer Landwirtschafts GmbH an die Boscor Land- und Forstwirtschafts GmbH & Co. KG veräußert – die wiederum ein Tochterunternehmen einer deutschen Discounterkette ist.
Am 18. Januar haben wir es wieder satt. Und es sind Fakten wie die eben genannten, die diese Demo für eine Agrar- und Ernährunsgwende so wichtig machen. Vielleicht wichtiger denn je. Denn längst geht es nicht mehr nur um den Widerstreit einer konventionellen und einer biologischen Landwirtschaft, auch wenn dass die biederen Bauernproteste aus dem vergangenen November nahelegen wollten. Es geht schlicht darum, ob es in einigen Jahren noch freie Landwirt*innen gibt. Oder ob, um es mit dem Zukunftsforscher Eike Wenzel zu sagen, „es nur die Frage sein wird, ob das Land nun großen Lebensmittelketten, Chemiegiganten oder irgendeinem Investmentfond gehört.“ Und dass diese neue, an anderen Ecken der Welt längst übliche Form einer industrialisierten Landwirtschaft nicht nur weiterhin Agrarsubventionen einstreicht. Sondern sich auch in jenen Gremien festsetzt, die über den Fluss dieser Gelder mitentscheiden.
Aber andererseits: Brandenburg hat seit wenigen Wochen mit Axel Vogel einen grünen Landwirtschaftsminister. Und Berlin investiert in eine Kantine Zukunft und damit in handwerklich verarbeitete, vorwiegend aus Bioprodukten gekochte Essen etwa in Kitas, Krankenhäusern oder Behördenkantinen. Und auch wenn die Fridays for Future-Proteste das Feld der Ernährung und erst recht ihrer Rahmenbedingungen eher in Schlagworten behandelt haben: Radikal verarbeitete Lebensmittel, die wenig nachhaltig Transportwege einer globalisierten Landwirtschaft und erst recht die Lebensbedingungen der Masttierhaltung schlagen immer mehr Menschen auf den Magen. wir prognostizieren: Die Wir haben es satt-Demo, ab 12 Uhr auf dem Potsdamer Platz, wird größer, lauter und wichtiger denn je.
Klaus Kliem übrigens, der ehemalige Bauernpräsident, darf gegenwärtig nicht einmal mehr Schweine halten. In seiner Schweinezuchtanlage waren massive Tierschutzverstöße festgestellt worden.