Street Food Spezial: Taiwan Night Market
Normalerweise geht’s beim Street Food Thursday einmal quer über den Globus. Aber diesmal bleiben wir hängen, und zwar in Taiwan.
Im Rahmen der Berlin Freedom Week und gemeinsam mit der Taipeh Vertretung der Bundesrepublik Deutschland zieht am 13. November echtes Night-Market-Feeling in die Markthalle ein: dampfend, duftend, laut, bunt und lecker sowieso. Wer Taipehs Nachtmärkte kennt, weiß, hier geht’s nicht nur ums Sattwerden, sondern ums Leben selbst. Um Begegnung, Austausch und das große kleine Glück zwischen einem Happen frittierten Tofus und einem Schluck Litschi-Tee.
An diesem Abend bringen wir nicht nur gutes Essen auf den Teller und ans Stäbchen, sondern auch ein Stück Gemeinschaft. Die erlebt in der Markthalle Neun immer wieder ihr Juchzen, denn was gibt’s Schöneres als gemeinsames Essen? Hier duftet, zischt und schmeckt die Vielfalt, getragen von den vielen Ständen unseres Street Food Markts, jeden Donnerstag aufs Neue.
Wer ist dabei und was wird schnabuliert?
Neben den regulären Ständen sind am 13. November besondere Gäste aus der taiwanischen Food-Community dabei. Mibap, die 2019 bei uns als Newcomer auf dem Street Food Thursday starteten und heute ein eigenes Restaurant auf der Torstraße führen, kehren für eine Nacht „nach Hause“ zurück. DaoDan bringt cremigen Ginger-Tofu und hausgemachten Winter Melon Tea mit. Overcomer serviert Bubble Tea in allen Farben und Geschmäckern. Und auch Chen ist dabei. Er ist bei unseren hungrigen Stammbesucher*innen bekannt. Denn mit seinen Wontons und den unverwechselbaren Frühlingszwiebel-Koriander-Toppings bekocht er jeden Donnerstag die Halle.
Was hat Street Food mit Freiheit zu tun? Reinhard Bütikofer weiß es.
Normalerweise begegnet man Reinhard Bütikofer im Europäischen Parlament – bis Juli 2024 zumindest. Am 13. November aber findet man ihn gedanklich mitten zwischen Gua Bao und Bubble Tea. Der Politiker und bekennende Taiwan-Freund erzählt, warum die taiwanische Küche für ihn weit mehr ist als ein kulinarisches Abenteuer, das dem Gaumen schmeichelt. Für ihn ist sie ein Symbol für Offenheit, Gemeinschaft und gelebte Demokratie – und genau darüber haben wir mit ihm gesprochen:
Herr Bütikofer, Taiwan ist bekannt für seine lebendige Street-Food-Kultur – offen, vielfältig und kreativ. Was macht für Sie den besonderen Geist Taiwans aus, und wie spiegelt sich dieser vielleicht auch in seiner Küche wider?
In Taiwans Geschichte überlagern sich ganz unterschiedliche Prägungen: indigene Kulturen, verschiedene chinesische Zuwanderungswellen, spanische, niederländische und japanische Kolonialzeiten und zuletzt die sehr weltoffene Vielfalt einer sich aus jahrzehntelanger Diktatur heraus entwickelten lebendigen Demokratie. Diese Vielfalt findet man in der Alltagskultur – und eben auch in der taiwanischen Küche.
Wenn man durch einen taiwanischen Nachtmarkt geht, spürt man sofort diese Freiheit, Neues auszuprobieren und miteinander ins Gespräch zu kommen. Finden Sie, dass Essen ein Stück gelebte Demokratie sein kann?
Gemeinsam essen und gemeinsam Dinge bereden – das hat immer schon zusammengehört. Dabei gemeinsam unterschiedliche kulturelle Einflüsse auszuprobieren und zu genießen, öffnet für gegenseitiges Verständnis bei mancher Verschiedenheit. Insofern geht demokratisches Miteinander auch durch den Magen.
Sie setzen sich seit Jahren für den Dialog mit Taiwan ein. Gibt es etwas – ein Gericht, einen Moment, eine Begegnung –, das für Sie symbolisch steht für das, was Sie an Taiwan besonders schätzen?
In meiner Kindheit gab es manchmal zu Hause Mandarinen in der Dose aus Formosa, was ein alter Name Taiwans ist. Ich wusste nichts über die Insel, stellte mir aber vor, das müsse ein traumhafter Ort sein. Tatsächlich war es – das lernte ich viel später – damals ein Ort brutaler Diktatur und Unterdrückung. Heute kann man jene schlimme Zeit nachempfinden im taiwanischen Menschenrechtsmuseum. Das ist, bei aller Traurigkeit über das von so vielen erlittene Leid, ein Ort der Hoffnung, dass Menschen zur Freiheit befähigt sind. Dafür steht Taiwan weit über die Insel hinaus.
Alles geht erst mal grundsätzlich durch den Magen!
Der Taiwan Night Market ist Teil der Berlin Freedom Week. Einer Woche, in der Berlin die Offenheit und Vielfalt feiert, die eine lebendige Demokratie ausmachen. Der Mauerfall hat Berlin geprägt wie kaum ein anderes Ereignis. Heute feiern wir diese Freiheit auf unterschiedlichste Weise. In der ganzen Stadt, in jedem Kiez. Und bei uns natürlich mit dem, was wir am besten können: gutem Essen und einem Platz für alle. Denn Liebe und Freiheit schmecken einfach besser, wenn man sie teilt.
Kommt vorbei, bringt Hunger und Neugier mit und lasst euch für einen Abend nach Taipeh entführen – ganz ohne Flugticket.