Neues aus der Halle

Alle spielen mit!

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Tischtennis und Trivial Pursuit bringen Leichtigkeit in schweren Zeiten.

Montagabend, 18 Uhr in der Markthalle Neun. Während der Markt zur Ruhe kommt, beginnt auf den Bierbankgarnituren ein anderes Treiben: Spielekartons werden geöffnet, Karten gemischt, Strategien geschmiedet – und an den Tischtennisplatten fliegen die Bälle. Waldemar Zeiler und seine Doppelpartnerin Suk stehen zum ersten Aufschlag bereit. Die 80-jährige Suk ist rund um den Park am Gleisdreieck eine Streetball-Ikone – und auch wenn es gegen ihre teuflische Rückhand kaum ein Ankommen gibt, versprühen selbst ihre Ping-Pong-Partner pure Spielfreude.

Doch es steckt mehr hinter dem spielerischen Treiben: Der graue Berliner Himmel lastet dieser Tage schwer. Der Blick in die Nachrichten tut sein Übriges. Für Waldemar ist Spielen deshalb mehr als nur Unterhaltung – es ist ein Gegenmittel. Ablenkung von globalen oder persönlichen Krisen schafft jeder auf seine Weise – Sport, gutes Essen, ein Bummel über den Markt. Ein weiteres Rezept, um Leichtigkeit und Freude in den Tag zu bringen? Mensch, ärgere dich nicht! Also: spielen! Davon jedenfalls ist Waldemar überzeugt – und alle spielen mit.

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Fotos: Irnis Kurbat

Ein bisschen Frieden, ein bisschen Liebe… und ein bisschen Spielen, das wünscht er sich. 

„Ich habe eine starke Sehnsucht nach Leichtigkeit“, sagt Waldemar, der in den letzten Jahren an vielen „dicken Brettern“ gearbeitet hat – von sozialen Initiativen bis hin zu unternehmerischen Projekten. Doch in einer Welt, die sich zunehmend absurder anfühlt, habe er beschlossen, etwas zu tun, das Freude bringt: „Nach all den schweren Themen wollte ich etwas schaffen, das leicht ist – und Menschen zusammenbringt.“ Und weil Waldemar seine Ideen gerne in die Welt hinaus trägt und Menschen zusammenbringt, spielt er nicht etwa alleine vor sich hin, sondern teilt seine Spielfreude gleich mit der ganzen Stadt. 

Seine Idee: ein „Playdate“ für Berlin. Ein Abend, an dem Menschen jeden Alters und jeder Herkunft zusammenkommen, um gemeinsam zu spielen. Im Oktober begann alles mit einem Aufruf, und die Resonanz war überwältigend. Zum ersten Playdate im Dezember kamen über 400 Menschen. „Es war faszinierend zu sehen, wie gut sich die Leute organisiert haben“, erzählt Waldemar. „Spiele wurden mitgebracht, und wer allein kam, fand schnell Anschluss. An den Tischtennisplatten bildeten sich spontane Rundläufe mit zwanzig Teilnehmenden – es war großartig.“

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Gemeinschaft durch Spielen

Doch hinter der Initiative steckt mehr als nur die Sehnsucht nach Leichtigkeit. Gemeinsam mit seinem Mitstreiter Kian Pariwar möchte Waldemar einen Raum schaffen, der Menschen verbindet – jenseits von Alter, Herkunft oder sozialen Barrieren. „Spielen ist universell“, erklärt er. „Es braucht keine besonderen Voraussetzungen und bietet eine einfache Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu kommen.“

Die Idee knüpft an das Konzept des „dritten Ortes“ an, das der Soziologe Ray Oldenburg prägte. Zwischen Zuhause und Arbeitsplatz braucht es Orte der Begegnung, die frei von Konsumzwang, Verpflichtungen oder einer vorgegebenen Agenda sind. Doch solche Räume werden gerade in Städten wie Berlin immer seltener. „Dabei sind diese Orte entscheidend für eine funktionierende Gesellschaft“, so Waldemar. „Hier entstehen Vertrauen und Gemeinschaft, die Basis von Demokratie.“

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Gegen Einsamkeit

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der Waldemar antreibt, ist die zunehmende Einsamkeit in unserer Gesellschaft. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von Einsamkeit als einem der größten Gesundheitsrisiken unserer Zeit. Spielen, so Waldemar, kann dem entgegenwirken: „Es ist eine wunderbare Möglichkeit, Menschen generationsübergreifend zusammenzubringen. Tischtennis ist eines der wenigen Spiele, bei denen Jung und Alt gleichermaßen Freude haben – und genau solche Begegnungen brauchen wir mehr.“

Die Resonanz gibt ihm Recht: Nicht nur in Berlin, auch in anderen Städten stößt die Idee auf Interesse. Nach einem Aufruf auf LinkedIn meldeten sich Menschen aus Hamburg, Oldenburg und anderen Städten, die das Konzept übernehmen möchten. „Es ist schön zu sehen, wie solche Ideen weitergetragen werden und andere inspirieren.“

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Mehr als ein Spiel

Doch Waldemar denkt schon weiter. Das Playdate soll nur der Anfang sein. Schon bei der nächsten Ausgabe wird es eine Leseecke geben, in der Menschen zusammenkommen können, um Bücher zu teilen und zu diskutieren. Aber auch neue Spielformate, die Kreativität und Austausch fördern, sind denkbar. „Die Möglichkeiten sind endlos – und alle sind eingeladen, den Abend mitzugestalten.“

Und es bleibt nicht nur bei den Abenden in der Markthalle Neun: Aus der Begeisterung für das Playdate heraus eröffnen die beiden Initiatoren im Frühjahr einen eigenen dritten Ort für Tischtennis – die Ding Dong Ping Pong Halle im Prenzlauer Berg.

Die nächste Gelegenheit, mitzuspielen, gibt es bald: Am 10. Februar findet das dritte Playdate in der Markthalle Neun statt. Von 18 bis 22 Uhr heißt es dann wieder: Karten mischen, würfeln, über Los gehen – und für ein paar Stunden den Alltag vergessen.

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