Ernährungswende live

Ernährungswende live

Morgen wird demonstriert. In der Eisenbahnstraße, für Aldi und gegen unsere “Luxus-Food-Porn-Halle”. Wir sehen in diesem Konflikt die Chance, ernsthaft ins Gespräch zu kommen. Denn wir glauben, dass gerade hier, in einem sozial durchmischten Bezirk wie Kreuzberg, der richtige Ort ist, die Diskussion um Stadternährung zu führen.
Der Hintergrund: Wir haben Aldi gekündigt. Weil wir überzeugt sind, dass das Sortiment des neuen Mieters – die Drogeriekette dm – bei der Entwicklung unseres Wochenmarktes helfen wird. Und damit die hier ansässigen, kleingewerblichen Lebensmittelhändler*innen stärkt. Mehr als Aldi das tut. Darüber hat sich in den letzten Wochen eine breite Diskussion entwickelt.

Viele Menschen in der Nachbarschaft empfinden unsere Entscheidung Aldi zu kündigen als Zeichen dafür, dass sie nicht mehr in der Halle willkommen sind. War es das mit der "Halle für alle" – oder geht es jetzt erst richtig los? Wie kann soziale Teilhabe für alle an einem Ort wie der Markthalle Neun funktionieren?
Der Berliner Ernährungrat schreibt dazu mit dem Hinweis auf seinen Forderungskatalog zur Ernährungsdemokratie für Berlin: “Wir brauchen vielfältige Versorgungsstrukturen in Berlin, die allen Berliner*innen Zugang zu nachhaltig produzierten, qualitätsvollen und kulturell angepassten Lebensmitteln unabhängig vom Einkommen ermöglicht und gleichzeitig Erzeugern hier und weltweit faire Einkommen sichert! Lasst uns darüber sprechen, wie die Markthalle Neun das schaffen kann: Alle Kiezbewohner*innen mitnehmen und gleichzeitig alle Menschen in der Lebensmittellieferkette fair behandeln." Genau darum geht es uns bei dem Dialog mit den Menschen hier in der Nachbarschaft. Gemeinsam Antworten finden auf konkrete Herausforderungen der Ernährungswende im Alltag vor Ort.

Klar ist, dass dies keine einfache Aufgabe wird. Und klar ist auch, dass wir das alleine nicht schaffen werden. Am Dienstag hatten wir ein erstes, gemeinsames Treffen mit verschiedenen Initiativen aus der Nachbarschaft. Einen Dialog, den wir fortführen werden. Erste Ideen für mögliche Projekte gibt es schon. In Paris z.B. den „Lulu dans ma rue“. Kleine Kioske, die zu Ankerpunkten der Nachbarschaft geworden sind und an denen Dienstleistungen vom Babysitten bis zum Waschmaschinereparieren vermittelt werden. Oder wie wäre es mit einem solidarisch verantworteten Kiez-Supermarkt? Wie so etwas aussehen könnte, davon hat etwa die SuperCoop Berlin schon ziemlich konkrete Vorstellungen. 

Jede Veränderung, jeder Wandel verursacht Reibungen. Das ist wichtig. Lasst uns diese Veränderung gemeinsam gestalten. Lasst uns über die Ernährungswende diskutieren, Wünsche und Argumente hören und ein Zeichen dafür setzen, dass alternative Konzepte in unserer Stadt weiterhin denk- und machbar sind.
Alle interessierten Mitmenschen, die Ideen und Wünsche einbringen wollen, den eigenen Standpunkt vertreten sehen möchten und ein Interesse daran haben, sich in den Prozess einzubringen, sind eingeladen sich zu beteiligen! Kommt vorbei, bringt Euren Einkaufsbeutel mit und setzt ein Zeichen für eine alternative Lebensmittelkultur – morgen und jeden Tag.