Kein Interesse am Diskurs?

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Im tagesspiegel Checkpoint-Newsletter äußert sich dazu Geschäftsführer Nikolaus Driesen. Angemeldet wurde die Demonstration von Tamino Köhne, dem Sohn von Stefanie Köhne, die bereits mehrfach öffentlich als Vertreterin der Initiative „Kiezmarkthalle“ in Erscheinung getreten ist.

Anbei ein Auszug aus dem Newsletter von Corinna von Bodisco.

- KIEZGESPRÄCH -

Zwei Sichtweisen: Demo gegen „die Gentrifizierung der Markthalle 9“. Von einigen Anwohnenden wird kritisiert, dass das Angebot in der Markthalle Neun mit der Schließung der Aldi-Filiale zu hochpreisig und „elitär“ sei. Markthändler dagegen beklagen sich über den „negativen Diskurs“ um die Halle. Vor zwei Wochen demonstrierten Jugendliche „gegen die Gentrifzierung der Markthalle Neun“. Der Bericht eines 18-jährigen Demonstranten wurde letzte Woche in der Rubrik Nachbarschaft veröffentlicht (hier lesen). Daraufhin meldete sich bei uns der Markthallenbetreiber Nikolaus Driessen mit „der Bitte um Gleichbehandlung“. Er beobachtete die Demo folgendermaßen:

Wir haben kein Interesse an einem inhaltlichen Diskurs wahrgenommen. Die BesucherInnen der Halle – darunter mehrere hundert internationale Jugendliche – haben von der Kundgebung keine Notiz genommen. Auch die über 50 Anbieterinnen von multi-ethnischer Küche an diesem Abend, dem ‚Street Food Thursday‘ haben die Inszenierung nicht wahrgenommen. Die Kundgebung konzentrierte sich daher auf die mitgebrachte Kamera (die Aktion wurde gefilmt, Anm. d. Red.) und war bereits nach 20 Minuten vorbei.“

Hinweis auf kleine Strukturen in der Halle. Weiterhin weist Driessen darauf hin, dass die Anbieterinnen, die in der Halle verkaufen, von Verdrängung bedroht sind. Entgegen den Unternehmen, die auf Masse setzen, kämpfen die kleinen, unabhängig geführten Höfe und das regionale Lebensmittelhandwerk aus Berlin und Brandenburg ums Überleben. „Sie arbeiten viel und hart, produzieren nicht selten an sieben Tagen in der Woche und können sich trotzdem oft kaum ein Gehalt bezahlen, das dem Mindestlohn entspricht“, schreibt Driessen.

Dialogverfahren läuft noch. An der Befragung des Dialogverfahrens zur Markthalle, die an 36 Orten im Kiez durchgeführt wurde, haben laut Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) 600 Menschen teilgenommen. Zusätzlich wurden in einer Nachbarschaftswoche Anfang Januar 1200 Dialogbögen ausgefüllt. Aktuell befinde sich das Bezirksamt in der Auswertungsphase, teilte sie auf die Einwohnerinnenanfrage von Ende Januar mit. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr vorgestellt werden, eine Dialogwerkstatt zur Diskussion soll Mitte März stattfinden.

Die Anwohnergruppe „Markthalle für alle“ kritisiert, das Bezirksamt käme den Forderungen der „5.290 Unterschriften für eine bezahlbare Grundversorgung für alle und für den Verbleib das Aldis in der Markthalle Neun“ nicht nach. Ein weiterer Kritikpunkt: Der Zeitplan für das Dialogverfahren wurde nicht eingehalten. Ende November hieß es noch, die Dialogwerkstatt solle Ende Januar stattfinden. Tatsache, Verwaltungsprozesse können länger dauern