Große Neuigkeiten aus der Markthalle

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Mitte Februar gab es große Neuigkeiten aus der Markthalle Neun: Ergänzend zum Wochenmarkt soll ein dm-Drogeriemarkt in die Halle einziehen. Wir haben darüber mit Bernd Maier, Teil des Betreiberteams der Markthalle, und Johannes Heidenpeter, einem der Vertreter der Händlerschaft, gesprochen:

Auf der Fläche von ALDI wird im Laufe des Jahres, spätestens im ersten Quartal 2020 ein dm-Drogeriemarkt einziehen – warum habt Ihr Euch zu diesem Schritt entschieden?
Bernd Maier: Seit der Pleite von Schlecker fehlt uns ein Drogeriemarkt hier in der Nachbarschaft. Viele Nachbarn haben sich deshalb immer wieder ein Drogeriesortiment bei uns in der Halle gewünscht. Wir hoffen so, insbesondere für die Nahversorgung hier im Kiez attraktiver zu werden.

Sorgt Ihr Euch nicht um dem Vorwurf, mit dem Auszug von ALDI eine große Kundengruppe aus der Halle zu verdrängen und zur Gentrifizierung des Kiezes beizutragen?
Bernd Maier: Über diese Frage haben wir lange diskutiert und wir sind sicher, dass es so nicht kommen wird. dm bringt ja vor allem ein großes Basisangebot an Drogerieartikeln und ein Lebensmittel-Trockensortiment mit in die Halle, das für alle attraktiv ist. Und schließlich ist es ist ja nicht so, dass es in der Markthalle, die nun immerhin schon 127 Jahre alt ist, immer Discounter gegeben hätte. Dass ALDI 1977 und später drospa und der Textildiscounter KIK in der Halle gebaut haben, war vor allem dem Umstand geschuldet, dass die Halle Mitte der 1970er Jahre zu rund 40 Prozent leerstand und große Probleme hatte. Zum Glück ist es gelungen, diesen Trend umzukehren. Auch und gerade weil sich die Anwohnerinitiative Eisenbahn.MarktundKultur.Halle unermüdlich für die Halle engagiert hat und schließlich die komplette Umwandlung in einen Supermarkt verhindern konnte.
Unser Ziel war es seit der Übernahme 2011, die Halle nach und nach wieder als Plattform für kleinbäuerliche und handwerklich hergestellte Produkte – als einen Ort, an dem Lebensmittelhandwerk auch wirklich sichtbar wird – zu etablieren. Uns geht es damit nicht zuletzt um kleinteilige Strukturen und eine lokale Wertschöpfung. Wer auf dem Wochenmarkt einkauft, gibt sein Geld nicht an ein international agierenden Konzern, sondern an Leute, die sich hier vor Ort kleine Unternehmen aufgebaut haben, zum Beispiel als Bäcker oder Brauer. Diese Entwicklung wollen wir durch das ergänzende Angebot von dm unterstützen. Eine Unterversorgung an Discountern muss keiner fürchten. Weder in Kreuzberg, noch sonst irgendwo in Deutschland. Der nächste Discountmarkt liegt tatsächlich nur 200m von der Markthalle entfernt.

Angetreten seid Ihr also mit dem Konzept kleinteiligen Lebensmittelhandel zu fördern. Nun ist aber auch dm ein großer Konzern. Wie passt das zusammen?
Bernd Maier: Das stimmt natürlich, dm ist ein Riesenunternehmen. Aber wir haben hier trotzdem einen guten Partner gefunden. Mit seiner Unternehmensphilosophie und den Nachhaltigkeitszielen unterscheidet sich dm doch deutlich von den großen Discountern. Vor allem wichtig finden wir aber, dass dm ein für alle leistbares Basisangebot in die Halle bringen und damit genauso so zu einer Durchmischung der Kundschaft wie der ALDI zuvor beitragen wird. Das neue Angebot ist gerade nicht als Ersatz des Wochenmarkts, sondern ganz bewusst als Ergänzung gedacht – wir sind überzeugt, dass sich das Sortiment in den Markt als Ganzes gut einfügen wird.

Wie steht die Händlerschaft zu dem Wechsel? War das eine gemeinsame Entscheidung?
Johannes Heidenpeter: Die große Mehrheit sieht den Wechsel sehr positiv. Es gab jedoch auch kritische Stimmen. Aber durch dm haben wir dann einfach ein Vollsortiment in der Halle und das ist ja vor allem für die Nachbarschaft interessant – und davon werden bestimmt auch andere Kleingewerbetreibende im Kiez profitieren. Unser Ziel ist ja Kunden zu gewinnen, die regelmäßig ihren Wocheneinkauf bei uns machen. Vor allem auch unter der Woche. Dass hier in der Halle am Montag kaum jemand geöffnet hat liegt ja daran, dass wir zu wenig Frequenz haben. Da lohnt es sich einfach nicht für uns aufzuschließen. Das kann sich durch dm schnell ändern und darauf freuen wir uns. Wochenmarktkultur von Montag bis samstags!