Ehrenpreis: Das Fenster zum Hof
Eine Chronik der Preisträger*innen
Seit 2017 vergibt die Cheese Berlin einen Ehrenpreis: Das Fenster zum Hof. Damit zeichnen wir einen Betrieb aus, der unseren Idealen ganz besonders nahekommt. Ein Betrieb, der demonstriert, wie und dass es möglich ist
nachhaltig mit Ressourcen umzugehen,
mit den natürlichen Bedingungen zu arbeiten statt gegen sie,
die Tiere als Partner*innen zu respektieren,
weder die eigenen Kräfte noch die der Mitarbeiter*innen auszubeuten,
langfristig finanzielle Stabilität zu erreichen.
2017: Hof Marienhöhe / Bad Saarow / Brandenburg
Ein Hof, geprägt von Lebensvielfalt, wo alles und jedes seinen Platz, Sinn und Zweck zu haben scheint. So viele reden von regional, nachhaltig und gut: die Menschen auf Marienhöhe leben es. Rotes Höhenvieh, Hütehunde, Sattelschweine, Gänse, Schmetterlinge, eine Autostunde von Berlin. Einst eine Sandwüste, sind auf den von Wald umgebenen Feldern wahrhaft blühende Landschaften entstanden: mit viel Arbeit, Hingabe, Liebe und Nähe zur Natur. Der Wind fängt sich in summenden Hecken, Gänse schnattern, die Kühe ziehen durch den Wald auf die Weide. Ihre Milch wird gänzlich unbehandelt gleich neben dem Stall zu Butter, Quark und Käse verarbeitet, die Schweine bekommen die Molke, die Menschen freuen sich über Schinkenspeck. Marienhöhe ist einer der ältesten, ersten biodynamisch bewirtschafteten Höfe der Welt. Kein Paradies, aber vielleicht eine erste Ahnung davon.
2018: De Groote Voort in Lunteren/Niederlande
Familie van de Voort in Lunteren bei Utrecht haben immer wieder angeblich „Unmögliches“ widerlegt. Naturweiden, Verzicht auf Antibiotika: läuft. Kühe mit Hörnern im Laufstall: jawohl. Gereifter holländischer Käse ohne Plastikcoating: yes. Spitzenkäse aus Jersey-Milch: aber klar, und zwar lange bevor das Trend wurde. Ihr Remeker ist ein kleines Wunder, weil er im Kontext der auf Effizienz getrimmten niederländischen Käselandschaft entstanden ist; ein schmeckbares, überaus schmackhaftes Zeugnis innerer Unabhängigkeit.
2019: Stichelton Dairy auf dem Welbeck Estate, England
2019 haben wir mit diesem Preis jemanden ausgezeichnet, der sich seit Jahren gegen den Strom stemmt, um das sprichwörtliche große Räderwerk der Geschichte zurückzudrehen. Dessen Anstrengungen uns Warnung sein sollten, wie schwierig es ist, verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Der uns vor Augen führt, wie wichtig es ist, soviel wie möglich zu erhalten, und sei es nur als Option für einige. Um unbehandelte rohe Milch zu verarbeiten, eigene Kulturen zu nutzen, tatsächlich Terroir in Form von Käse zum Ausdruck zu bringen. Somebody who is doing everything for good cheese, fighting politics and making a change without being egocentric. Das Fenster zum Hof 2019 ging an Joe Schneider und seinen Stilton aus Rohmilch, den Stichelton. Thank you, danke.
2020/2021
2020/2021 haben wir kein Fenster zum Hof vergeben.
2022: Scellebelle in Münster, Westfalen
2022 durften wir der großartigen Sabine Jürß von Scellebelle in Münster, Westfalen unseren Ehrenpreis verleihen. Sabine ist ein außergewöhnliches Beispiel für die Konsequenz einen Hof ganzheitlich zu bewirtschaften. Mit dem Kreislauf vom Boden und der Weide, über den Stall und den Melkstand bis in die Käserei und den Marktbetrieb geht Sabine Jürß mit großer Erfahrung und Bewusstsein für die Wirkkraft ihres Tuns gegen jedwede Widerstände voran.
2023: Hofgemeinschaft Heggelbach in Herdwangen-Schönach am Bodensee
2023 haben wir die Hofgemeinschaft Heggelbach – im Besonderen Claudia und Stephan Ryffel ausgezeichnet. Mit ihrer Arbeitsweise in der Käserei und der Art wie sie Landwirtschaft betreiben, zeigen sie, wie es möglich ist, wirtschaftlich profitabel zu sein ohne dabei Ideale wie Weidegang und ausschließliche Heufütterung außer Acht zu lassen. Herzlichen Glückwunsch!
PSSST...
Den alljährlichen Gewinnerstand erkennt Ihr übrigens – neben dem gerahmtem Preis – an der schimmernden Goldfolie!