Uckermark, Utopie

Uckermark, Utopie

Gerswalde , Uckermark, Utopie. Viel ist erzählt worden über diese immer leerer werdende Landschaft, in die hinein auf einmal lauter Volvo-Kombis Dinge bringen, von denen man dann sagt, dass die doch ganz schön hygge seien. Wer zeitig dran war, der hat sich eine Datsche oder ein altes Siedlerhaus gesichert, hier zwischen der Schorfheide und der Uckermark. Wir anderen besuchen die, die zeitig dran waren, während der Gerswalder Sommersaison im großen Garten, der einmal zu einem Schloss gehört hat, das aber heute keine Rolle mehr spielt. Die Rollen spielen Michael Wickert von der Fischräucherei Glut & Späne , den Ihr vielleicht noch aus unserer Halle kennt, oder die Japanerin Ayumi Saito, die im alten Palmenhaus das Café zum Löwen betreibt.
Regie führt die Filmemacherin Lola Randl. Wortwörtlich. Sie hat in und um Gerswalde dereinst liegengelassene Liegenschaften gekauft und dann das Ensemble gecastet, dass nun auch ihren angenehm ironisch grundierten Dokumentarfilm „Von Bienen und Blumen" füllt. Die Fischräucherei, das Café, die Gärtner innen. Die jungen Frauen mit Blumen im Haar und die mittelalten Männer, die ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und einen Sohn zeugen wollen. Und ständig zupft jemand einen Folksong durch all diese Gartenarbeit, die immer auch als eine Arbeit am Selbst verstanden werden will.
„Von Bienen und Blumen" – gerade hat Lola Randl diese Geschichte zudem als Roman vorgelegt (
„Der große Garten“ , Matthes & Seitz) – ist ein so sehenswerter Film, weil er die Sehnsucht der Städter innen nach dem Landleben ernst nimmt, ohne sie zu verklären. Eine sehr leise Szene ist die eindrücklichste im ganzen Film. Zu sehen ist die leidenschaftslose Routine, mit der die Dorfältesten die Gänse rupfen. Daran ist nichts romantisch und schon gar nichts schön. Ein Verdacht kommt auf: Was, wenn das schöne UND das funktionierende Landleben niemals gemeinsam zu haben sind?
Also unbedingt ins Kino gehen (etwa in charmante Wolf Kino in der Weserstraße) und unbedingt raus fahren, in den Großen Garten nach Gerswalde.