Größere Brötchen backen

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Sportmoderator wollte er einmal werden, später Historiker. Vor allem aber ist Alfredo Soroni der Sohn eines Wirts. Und wie er da so steht, im lichten Ecklokal in der Goltzstraße 36, füllt er diese Rolle mit einer lässigen, beiläufigen Souveränität, wie wir sie nur aus Italien kennen. Und vermutlich nur von Italiener*innen, die sowas bereits seit Generationen machen. Alfredo Sironi, als Bäcker noch kreativer, wissenshungriger Quereinsteiger, füllt sein Lokal. Aber eben nur so viel, dass er seinem großartigen Team und vor allem seinen Gästen noch einmal mehr Raum gibt. Wohlfühlen soll man sich auf den langen Bänken oder auf den Hockern an der Bar. Und je nach Laune und Abendgestaltung passt dieses Lokal – genau genommen heißt es Sironi La Pizza – für einen verplauderten Abend oder einen hurtigen Happen. Wobei: Zwei Happen sollten es schon sein. Den bei den Vorspeisen, der Farinata etwa, also einem Kichererbsenpfannkuchen, oder dem Radicchiosalat mit Kapern und Speck, wäre es fahrlässig, nur auf eine Pizza zu kommen. Apropos: Die Pizzen sind so überzeugend wie eigen und zeigen doch wieder ganz wunderbar, dass Alfredo Sironi von ganzem Herzen ein Bäcker ist. Wer bei uns in der Halle gerne mal das Frumento-Brot kauft, hat schon eine leise aromatische Ahnung. Ach was, er hat ja noch nicht die Kartoffelcreme gekostet, die Salsiccia oder die Tomaten. Danach braucht man nur noch zwei Espressotassen. Eine mit Espresso, eine mit einer Kugel Eis, das wird von nun an nämlich auch hausgemacht. Wunderbarer, im besten Sinne beiläufiger Ort.
(Fotos: Sironi / Chiara Doveri)